Rauchen ist gesundheitsschädlich. Und Nichtraucher müssen vor Passivrauch geschützt werden. Punkt. Nur: Was sich in den USA abspielt, ist kaum mehr mit Gesundheitsvorsorge erklärbar, sondern ist Hysterie.

Setzt sich der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg durch, darf man etwa am Times Square nicht mehr paffen. Während sich also Diesel-Lkw durch die Straßen wälzen und Feinstaub ausstoßen, sind Raucher am Straßenrand potenzielle Mörder der vorbeieilenden Passanten.

Als Grundlage nimmt Bloomberg Studien, die die Gefahr des Passivrauchs unter freiem Himmel belegen. Allerdings: Die scheinen nicht immer lebensnah zu sein. Zehn Minuten lang in Windrichtung 60 Zentimeter von einem Raucher entfernt stehen zu bleiben, ist eher die Ausnahme.

Wenn es den Politikern wirklich ernst wäre, müssten sie das Rauchen generell für illegal erklären. Die Alkohol-Prohibition und der "Krieg gegen die Drogen" haben aber gezeigt, dass solche Maßnahmen enden wollenden Erfolg haben. Und man könnte in Erklärungsnot kommen. So tragisch jeder Einzelfall ist: Laut der American Lung Association sterben jährlich 3400 US-Amerikaner an Lungenkrebs durch Passivrauch. Das sind 0,001 Prozent der Bevölkerung. 4872 Passanten und Radfahrer wurden 2009 von Autolenkern getötet. Wie viele Tote der Verkehrsfeinstaub fordert, ist nicht klar. Konsequenterweise könnte man also mit einem totalen Fahrverbot mehr Menschenleben retten. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 17. September 2010)